Unternehmen

Von der Dorftischlerei zur Akademie

Im Bezirk Waidhofen an der Thaya liegt die Marktgemeinde Vitis, für Waldviertler Verhältnisse ist der Ort mit knapp über 2.500 Einwohnern ziemlich groß. Am Ortsrand von Vitis findet man die Firma Schrenk – Holztreppen und Türen.

Ein typisches Familienunternehmen, welches von Franz Schrenk 1977 als klassische Tischlerei gegründet wurde. Schon bald beschäftigte man sich hauptsächlich mit Treppen und Innentüren und konnte rasch, aber dennoch organisch, wachsen. Im Jahre 2009 entschied Unternehmensgründer Franz Schrenk seinem Sohn Stefan das Ruder zu überlassen und die Geschäftsführung zu übergeben – per 1. Jänner 2010 war der Generationswechsel vollzogen und Stefan Schrenk führt seither überaus erfolgreich und höchst innovativ die Geschäfte.

Stefan Schrenk ging schon immer unkonventionelle Wege, hinterfragen, lernen, überlegen und optimieren stehen bei ihm an der Tagesordnung. Das fällt bei jedem Gespräch auf, niemals wird es langweilig. Er hat für sich selbst den Anspruch definiert, termingerecht, ressourcenschonend und mit geringer Durchlaufzeit Treppen und Türen herzustellen, weitere Projekte zu entwickelt und in die Tat umzusetzen – immer mit dem Auftrag zu lernen, über den Tellerrand zu sehen und die gewonnenen Erfahrungen wieder einzusetzen.

Schrenk - Standort Vitis, Firmensitz
Team Schrenk 2013

Erfolgsfaktor: Das richtige Team

Bei Schrenk wird in allen Aktivitäten im Unternehmen ein KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) angewandt, das Credo lautet „deshalb reden wir drüber“. Mit der starken Einbindung der Mitarbeiter, die ja in der ersten Reihe stehen und Herausforderungen am schnellsten erkennen, wird die Qualität verbessert. Aber nicht nur die Qualität des Endproduktes, sondern auch die Qualität der Arbeitsabläufe, der Unternehmensprozesse, bis hin zur Qualität und Stabilität der Marke Schrenk.

Über die Zeit hat sich der Fokus in der Firma verschoben. Der klassische monetäre Erfolg, oder das Wachstum der Gesellschaft, rückte von ganz oben in einen untergeordneten Rang. Man hat Agilität, Wandlungs- und Lernfähigkeit in den Fokus gerückt und die Organisation darauf ausgerichtet. Wenn man in der Firma Schrenk seine Runden dreht und mit den Mitarbeitern spricht, dann kommt in jeden Satz mindestens zwei Mal das Wort Durchlaufzeit vor.

Was hat es mit dieser vielgenannten Durchlaufzeit auf sich? Warum ist diese so im Fokus aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Unternehmens? Weshalb beschäftigt sich hier jeder mit der Durchlaufzeit?

Was noch auffällt ist, dass bei den Arbeitsplätzen kein, oder kaum Material herumliegt, alles hat seinen Platz, die Hallen sind aufgeräumt, kurzum: hier ist alles ersichtlich. Man kann dem Materialfluss folgen, die Prozesse sind klar und transparent gestaltet, alle Beteiligten verstehen die Wirkungszusammenhänge – auch Besucher. Fehler treten sofort an die Oberfläche, werden unmittelbar erkannt und spätestens beim nächsten Zyklus vermieden, somit werden keine Bestandsfehler produziert. In der Organisation gibt es eine positive Fehlerkultur, somit werden Fehler als Chancen und Möglichkeiten genutzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verändern selbständig den Prozess, reagieren somit agil und vermeiden so künftig die aufgetretenen Probleme.

Durchlaufzeit auf 8 h reduziert

Als konkretes Beispiel kann die Treppenproduktion herangezogen werden: So betrug die Durchlaufzeit von einer Standardholztreppe in der traditionellen Fertigung und Prozesssichtweise rund 8 Wochen.

Jetzt, ohne zusätzlichen technischen bzw. maschinellen Aufwand, auf rund einem Drittel der früheren Produktionsfläche, bei verbesserter Qualität und mit Fokus auf Lean Management, beträgt die Durchlaufzeit einer gleichen Standardholztreppe genau 8 Stunden.

In klassischer Betrachtungsweise könnte man jetzt meinen, dass aufgrund der freigewordenen Ressourcen Mitarbeiter freigesetzt werden, doch nicht bei Schrenk – hier steht die Zufriedenheit des Mitarbeiters wirklich im Fokus, jede und jeder zählt zum Team und so hat man sich neue Herausforderungen gesucht. Raus aus der optimierten Werkshalle, rein in die zu optimierende Baustellenwelt.

Aufgesattelte Holztreppe aus Buche gebeizt mit Geländer
Innenausbau Fair Sleep Motel

Baulogistik

Die erste Herausforderung war der Innenausbau von 22 Hotelzimmern, vom Rohbau bis hin zum bezugsfertigen und vollkommen eingerichteten Raum, mit 20 Handwerkern von 6 verschiedenen Gewerken und Firmen, statt in 9 Wochen termingerecht in 15 Arbeitstagen. Dieses überaus ambitionierte Ziel wurde mit grundlegend veränderter Herangehensweise erreicht. So wurden vom Projektstart an alle, auf der Baustelle wirkenden Arbeiter, in die Entwicklung der Arbeitsprozesse eingebunden und so wurde ein auf Minuten basierender Arbeitsplan gemeinsam entwickelt, sowie Logistik und wertschöpfende Tätigkeiten getrennt.

Baulogistik wie ein Boxenstopp der Formel 1 – Das Ergebnis ist auf einem eindrucksvollen Video ersichtlich.

Mit den gewonnenen Erfahrungen aus der Baustellenoptimierung, dem Wissen aus der Optimierung der Prozesse in den Werkshallen und der ständigen Verbesserung durch Feedbackschleifen, ging die Firma Schrenk einen weiteren, innovativen Schritt: Man hat mit der „Lean Works GmbH“ ein eigenes Unternehmen gegründet. Hier werden beispielsweise Fertigungslinien für innovative Produkte, unter den Prämissen der kurzen Durchlaufzeit, der benötigten Agilität und Wandlungsfähigkeit aufgrund von schwankenden Auslastungen, bei dennoch hoher Effizienz, zur Gänze von den Mitarbeitern selbst entwickelt.

Die Organisation Schrenk hat erkannt was Lean ist – nicht nur die Werkzeugkiste mit Tools im klassischen Ansatz, sondern viel mehr die Kultur, die Einstellung, der Fokus auf Menschen, die Idee und der Gedanke gemeinsam das Bestmögliche erreichen zu können, die Mischung aus Geduld, Fleiß, Hingabe, Scheitern, Ausdauer und Kreativität.

Lean Management Akademie

„Wissen ist die einzige Ressource, die sich vermehrt, wenn man sie teilt.“

Ist ein Zitat von Gilbert Probst, welches Stefan Schrenk inspiriert hat die „Deep Lean Lernstatt“ zu gründen. Hier kann man hautnah anhand von Simulationen die Welt des Lean Management erleben und im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. Kein Artikel dieser Welt kann beschreiben, was man in Vitis, in der Firma von Stefan Schrenk, erleben kann, denn „wir haben es geschafft von einer mechanischen Struktur zu einem lebenden Organismus zu werden, wir sind aber noch lange nicht am Ziel und werden weiterlernen und Fehler machen!“ so der Chef im Abschlussgespräch.

Schrenk wächst weiter

Mittlerweile ist die Dorftischlerei zu einer imposanten Firmengruppe herangewachsen. Was noch kommt, steht in den Sternen. Eine Übersicht der Tätigkeitsfelder der Schrenk Firmengruppe finden Sie hier.

Workshopteilnehmer in der Deep Lean Lernstatt